Das Scheinbare,

oder warum ich ein Postmoderner bin.

Ich liebe vor allem Dinge, die scheinbar nicht zusammen-

gehören und sich deshalb einer Ordnung entziehen.

Unsere Welt ist ein riesiges Gemenge von Dingen,

die scheinbar nicht zusammengehören.

Flickwerk sozusagen.

Die Moderne aber will immer neu ordnen,

alles beherrschen, alles neu in einen Guss bringen.

Ein lächerliches Streben nach Endgültigkeit.

Die Zeit wirft sowieso alles wieder durcheinander.

Das schafft Vielfalt und gleichzeitig Stärke gegen den

Alleinvertretungsanspruch der Gegenwart.

A. Gundrum

 

Ein kleines Bekenntnis

Ich beteilige mich nicht an innovativem Basteln von Formen und Förmchen. Denn Form existiert ja nicht um ihrer selbst willen, sie ist eher anspruchsvolles Mittel zum Zweck. Form ist Medium, durch sie bildet sich (im eigentlichen Sinne) der Geist.

Zugegeben, es ist sicher unterhaltsamer, für gesellschaftliche Herrschaften, dem Gestenreichtum kontroverser Formen zu folgen, als sich kontroversen Ansichten zu stellen. Wobei ich natürlich unterstelle, dass nicht schon die kontroverse Form die kontroverse Ansicht ist. Damit kein Irrtum entsteht, ich halte nicht die Malerei für eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Im übrigen aber halte ich mich für ganz und gar unmodern, weil ich mich in einer Traditionslinie sehe, die über Grosz, Schlichter und Dix bis Ratgeb und Grünewald reicht. Ich bekenne mich schuldig, nicht der Zeitgeist sein zu wollen noch ihn zu illustrieren, allenfalls mich mit ihm auseinanderzusetzen. Mag sein, das ist etwas für sture Ewiggestrige, aber es ist ja noch erlaubt ... oder?